Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Neunkirchen mbH

 

Die Geschichte hinter der Neuansiedlung von Schenker - Der 34 Millionen Euro Verbauer

Mit dem Schenker Cross-Dock-Terminal hat der Neunkircher Bauingenieur Fabian Brandt in seiner Heimatstadt im Auftrag der Goldbeck GmbH ein rekordverdächtiges Projekt verwirklicht

Im Alter von 26 Jahren ein 34 Millionen Projekt federführend umzusetzen: Hut ab! Mit 119 Verlade-Toren und 10.500 Quadratmetern Hallenfläche ist das nagelneue Cross-Dock-Terminal des Logistikunternehmens Schenker in Neunkirchen das größte seiner Art in Deutschland. Nach 21 Monaten Bauzeit konnte es zusammen mit dem zugehörigen hochmodernen Bürogebäude im März eingeweiht werden und geht in wenigen Tagen in Betrieb. Zum Verständnis: Beim Cross-Docking werden angelieferte Waren ohne Zwischenlagerung durchgeschleust und direkt auf Ausliefertouren verteilt. Bis zu 1000 Lkw will man so am neuen Terminal täglich be- und entladen.

Der Tausendsassa, unter dessen Leitung die ganze Anlage auf 70.000 Quadratmetern realisiert wurde, heißt Fabian Brandt und ist ein Neunkircher Bub. Bodenständig, bescheiden, ein typischer Saarländer. Einer, den es, jedenfalls bisher, noch nicht weggezogen hat. Sein Verein ist die örtliche DLRG, als Rettungsschwimmer hat er Kindern in der Lakai das Schwimmen beigebracht. Geboren in „Neinkerje“, wuppte Brandt sein Abitur am Steinwaldgymnasium und studierte in Saarbrücken an der HTW Bauingenieurwesen. Das Interesse am Bauen liegt ihm in den Genen. „Wir sind eine bauaffine Familie“, lacht Brandt beim Interview. Der Opa gelernter Maurer und anschließend Bauingenieur, der Vater im Baufachhandel tätig, wuchs der kleine Fabian zum Teil im langsam entstehenden Eigenheim seiner Eltern auf. „Ich erinnere mich, dass ich viel auf der Baustelle gespielt und im Heizungsraum auf Styropor meinen Mittagschlaf gemacht habe“ – denn das war der erste beheizte Raum.

„Bauingenieure sind die größten Allrounder unter den Ingenieuren, weil ihre Einsatzfelder so vielfältig sind“, sagt Professor Alpaslan Yörük, Brandts Studienleiter an der HTW. „Das macht den Beruf facettenreich und spannend und erfordert zudem jede Menge geistige Flexibilität.“ Fabian Brandt würde das sofort unterschreiben. „Meine Aufgabe ist es, komplett alles zu managen, bis der Bauherr rein gehen und wir ihm den Schlüssel übergeben können.“

Außer der eigenen Qualifikation bedarf es natürlich auch etwas Glück, etwa, zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein. „Die Bielfelder Firma Goldbeck, eigentlich ein Weltkonzern, kennt hier niemand.“ Just zum Ende des Studiums eröffnete Goldbeck eine neue Geschäftsstelle in Kaiserlautern. Brandt bewarb sich und konnte vom Start weg gleich mal drei Projekte parallel betreuen: ein Parkhaus  und eine Hubsteigerhalle für die Stadtwerke Saarbrücken plus ein Parkdeck in Brebach. Darauf folgte das Bürogebäude Hübner in Kaiserslautern mit fünf Etagen.

Und dann kam bereits das Schenker Projekt. „Ich bin da mit einer Mischung aus Respekt und Ehrfurcht ran gegangen“, erinnert sich Fabian Brandt. Diese Bausumme, „das ist privat eigentlich gar nicht greifbar“. Umso bemerkenswerter, dass Goldbeck dabei auf ein komplett junges Team setzte. „Ich bin der jüngste Bauleiter mit der größten Erfahrung“, staunt der Neunkircher Bauingenieur selbst immer noch ein bisschen. „Das wäre wahrscheinlich in keinem anderen Unternehmen möglich. Bei Goldbeck lebt eine seltene Vertrauenskultur.“ Gebracht hat ihm das Großprojekt neben Prestige vor allem unschätzbare Erfahrungen: „Verantwortung und Lernkurve waren extrem hoch.“ Chef sein muss man lernen wie alles andere auch. Fünf Bauleiter hatte Brandt in Neunkirchen unter sich. Wobei ihm das Autoritäre überhaupt nicht liegt, er ist eher der Kumpel-Typ. „Man verbringt auf der Baustelle mehr Zeit als zu hause. Da wäre es blöd, wenn die Stimmung kippt.“

Im April 2023 erfolgte der erst Spatenstich, im Februar 2025 erfolgte die Abnahme. „Für Goldbeck schon eine relativ lange Bauzeit.“ Die größte Herausforderung war neben der Dimension der Umschlaghalle mit 260 Metern Länge die Komplexität. So musste außer der Halle gleichzeitig ein Bürogebäude mit ganz anderen Standards hochgezogen werden. „Das war schwer zu vereinbaren.“ Doch das ist schon wieder Geschichte, längst hat Brandt ein neues Projekt: zwei Unterkunftsgebäude für die Bundeswehr in Bruchsal. „Diesmal muss ich die Heimat verlassen“, statt zwei Minuten beträgt der Arbeitsweg zwei Stunden. Wohnt Fabian Brandt doch mit seiner Freundin im Altseiterstal, das Haus hat er zusammen mit seinem Vater und Bruder kernsaniert.

Was bleibt, ist der Stolz auf die erbrachte Leistung (öfters ertappt sich Brandt dabei, wie er an „seinem“ Parkhaus vorbei fährt – und nun eben öfter mal einen Schlenker macht, um bei Schenker nach dem Rechten zu schauen) – und Vertrauen in sich selbst: „Jetzt kann nicht mehr so viel kommen, was mich aus dem Stuhl haut. Ich fühle mich ganz gut gewappnet für die Zukunft.“

Text- und Bildquelle: WFG